Kaum ein Thema hat die Gesellschaft in den 70er Jahren so polarisiert wie das Thema Abtreibung. Einige werden sich noch an die mittlerweile legendäre Ausgabe des Magazins “Der Stern” von 1971 erinnern, auf dessen Titelseite über 30 prominente Frauen, darunter z.B. Senta Berger oder Romy Schneider, bekannten “Ich habe abgetrieben”. Alice Schwarzer, die bekannteste Vertreter der deutschen Frauenbewegung, hatte diese Aktion initiiert, um Ihrer Empörung über den Paragraphen 218 Ausdruck zu verleihen. Dieser sah damals noch vor, dass eine Abtreibung eine strafbare Handlung ist, die mit einem Freiheitsentzug bis zu 3 Jahre bestraft werden konnte.
Wie aber sieht die Situation heute aus? Immer noch wird das Thema Abtreibung kontrovers von den verschiedensten Interessensverbänden diskutiert, da beim Thema Schwangeschaftsabbruch alle wichtigen Bestandteile, die eine Gesellschaft ausmachen, berührt werden, seien es religiöse, politische, soziale oder rechtliche Anschauungen. Dennoch ist die Diskussion etwas sachlicher geworden, die Gründe hierfür sind vielfältiger Natur:
Mit der “Fristenregelung” wurde 1995 in Deutschland der Paragraph 218 dahingehend abgeändert, als eine Abtreibung jetzt nicht mehr strafbar ist, wenn Sie in den ersten 14 Schwangerschaftswochen und nach einer gesetzlich vorgeschriebenen Beratung vorgenommen wird. Beratungs-Institutionen wie z.B. ProFamilia verurteilen ungewollt schwangere Frauen nicht, sondern helfen diesen, die für Sie jeweils richtige Entscheidung zu treffen und auch z.B. die Möglichkeit von psyohischen Spätfolgen nicht zu vernachlässigen. Darüber hinaus hat sich die Rolle der Frau seit den 70er Jahren extrem gewandelt und auch das Thema Aufklärung hat dazu geführt, dass z.B auch sehr junge Frauen heute mit dem Thema Sexualität verantwortungsvoller umgehen als noch vor 30 Jahren.
Dennoch werden immer noch ca. 14 Prozent aller Schwangerschaften in Deutschland abgebrochen – Deutschland liegt damit aber im internationalen Vergleich immer noch im unteren Drittel.