
©iStockphoto.com/shironosov
Zieht ein Kind die Katze am Schwanz oder hebt sie unsachgemäß hoch, geschieht das meist aus Unerfahrenheit, und die Strafe folgt für gewöhnlich auf dem Fuß. Die Katze wehrt sich mit Kratzen oder Beißen, und wenn das Kind darüber weint, halten sich kluge Eltern mit dem Mitleid zurück. Ein Pflaster für die Wunde und Zeit, über das Erlebte nachzudenken: Mehr muss in dieser Situation selten sein. Es ist leider auch normal, dass ein Kind irgendwann einmal einer Fliege die Flügel oder einer Spinne ein Bein ausreißt. Das hat fast jeder Erwachsene selbst in seiner Kindheit getan und erinnert sich daran, wie ihm nachher erst aufging, was er da angerichtet hat. Viele Lernprozesse, die sich theoretischen Erläuterungen entziehen, kommen durch Taten in Gang. Was aber, wenn die Erfahrung nicht die gewünschte und erhoffte Wirkung zeigt?
Beobachten Eltern, dass ihr Kind eine Neigung hat, Tiere zu quälen, und bewusst nach Situationen sucht, diese Neigung auszuleben, müssen sie den Motiven auf den Grund gehen. In unangemessenem oder grausamem Verhalten gegenüber Tieren können sich tiefsitzende Probleme und Entwicklungsstörungen ausdrücken. Wenn die Fähigkeit zur Empathie, zum Mitgefühl, nicht ausreicht, um zu erkennen, wann ein Tier Schmerzen empfindet, kann das ein Zeichen emotionaler Zurückgebliebenheit infolge mangelnder Aufmerksamkeit sein, aber auch ein Ausdruck von Wut-, Ohnmachts- oder Verlassenheitsgefühlen. Kinder, die sich selbst als schwach und hilflos empfinden, erkennen zuweilen in Tieren die einzigen, die noch schwächer sind und sich noch weniger wehren können.