Tagesmütter vs. Tagesväter
Männer in sozialen Berufen sind heute erfreulicherweise nicht mehr allzu ungewöhnlich. Kindergärtner, Altenpfleger oder männliche Heilpädagogen sind nicht die Regel, aber auch kein Grund zum Staunen mehr. Und so sehen sich Eltern, die sich für die Betreuung ihrer Kleinkinder in Tagespflege entschieden haben, mit der Frage konfrontiert, ob sie sich vorstellen könnten, ihr Kind anstelle einer Tagesmutter einem Tagesvater anzuvertrauen.
Männliche Bezugspersonen in der Kindererziehung unterrepräsentiert
Kinderpsychologen beklagen den Mangel an Männern in Kindergarten und Grundschule. Von Müttern, Kindergärtnerinnen und Grundschullehrerinnen umgeben, leiden demnach vor allem die Jungen am fehlenden Kontakt zu Männern. Den Platz männlicher Vorbilder nehmen dann oft unrealistische Darstellungen in den Medien ein. Eher als Mädchen sind Jungen heute verunsichert und haben Schwierigkeiten, ihren Platz im Leben zu finden. In diesem Sinne ist das vermehrte aufkommen von Tagesvätern als sehr positiv zu bewerten. Gerade alleinerziehenden Müttern kann ein Tagesvater den Wunsch nach einer regelmäßig präsenten männlichen Bezugsperson im Leben ihres Kindes erfüllen.
Auch Männer haben Einfühlungsvermögen
Viele Eltern fragen sich vielleicht, ob ein Tagesvater das nötige Einfühlungsvermögen im Umgang mit kleinen Kindern mitbringt, ob er ihnen genug Wärme und Geborgenheit geben kann. Die Idee dahinter ist, dass Kinder im Tagespflegealter ein warmes Nest doch noch mehr brauchen als jemanden, der mit ihnen Fußball spielt, herumtobt oder Rindenboote schnitzt. ABer es gibt Tagesväter, die sehr einfühlend und zugewandt sind und Tagesmütter, die etwas Distanz zu den Kindern halten, dafür aber vielleicht mehr intellektuelle Stimulation bieten. Das Geschlecht muss also nicht unbedingt ausschlaggebend sein – vielmehr ist hier von Person zu Person individuell zu entscheiden.
Letzten Endes spielt bei der Entscheidung für oder gegen einen Tagesvater oder eine Tagesmutter wahrscheinlich immer eine ganze Menge Bauchgefühl mit, und das ist auch gut so. Sprechen Sie miteinander, schauen sie sich die Örtlichkeiten genau an. Jeder muss selbst entscheiden, ob er sich mit der ins Auge gefassten Betreuungslösung wohl fühlt oder nicht, und manchmal ist unser Bauch einfach klüger als unser Kopf.