Kleine Entscheidungshilfe zur Kinderbetreuung
Kinderbetreuung in Kindergärten, Krippen oder bei Tageseltern ist heute so selbstverständlich, dass es schwer fällt sich vorzustellen wie selten diese Option für die
meisten unserer Großmütter, sogar für viele unserer Mütter überhaupt existierte. Erst seit 1996 gibt es den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für über Dreijährige, 2013 soll der für unter Dreijährige folgen. Gerade die Einstellung zur außerhäuslichen Betreuung unter Dreijähriger hat sich noch in den letzten 20 Jahren dramatisch gewandelt. Für alleinerziehende Eltern ist das Leben ohne Kinderbetreuung in der Regel einfach nicht zu meistern.
Kinder unter drei Jahren können in öffentlichen oder privaten Kinderkrippen oder bei Tageseltern betreut werden. Häufig ist es ganz unabhängig von den persönlichen Präferenzen nicht leicht, überhaupt einen Platz zu bekommen, deshalb empfiehlt es sich, das Kind möglichst früh überall anzumelden und auf sämtliche Wartelisten zu setzen. Entscheiden kann man dann immer noch in Ruhe.
Kinderkrippen
Kinderkrippen sind oft an Kindergärten angeschlossen, so dass nach dem dritten Lebensjahr in der Regel automatisch ein Kindergartenplatz zur Verfügung steht und kein Wechsel der Einrichtung mehr nötig ist. Viele Krippeneinrichtungen bieten sehr gute Betreuung für Kleinkinder an, und gewöhnlich haben sie lange Öffnungszeiten. Natürlich müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass dort häufig relativ viele Kinder von nur einem oder zwei Erwachsenen betreut werden. Wenn Sie sich überlegen, wie lange eine Krippenerzieherin braucht, um acht bis zehn Kinder in ihre Schneeanzüge, Mützen, Schals, Handschuhe und Stiefel zu verpacken, können Sie sich vorstellen, dass ihr Kind im Winter vielleicht nicht täglich an die frische Luft kommt. Wundern Sie sich auch nicht, wenn man Sie bittet, Ihrem Kind keine Schuhe mit Schnürsenkeln mehr anzuziehen. Ausflüge oder Spaziergänge sind in der Kinderkrippe ebenfalls nicht die Regel. Viele Krippen haben dafür große Außenanlagen, und die Krippenräumlichkeiten sind oft besonders gut und durchdacht eingerichtet. Sehen Sie sich in der Krippe um, lassen Sie sich das Konzept erklären. Sommerfest und Weihnachtsfeier sind nicht alles. Gibt es einen Wochenplan mit unterschiedlichen Aktivitäten? Wird Ihr Kind genügend Anregung bekommen?
Tageseltern
Die Kinderbetreuung bei Tagesmüttern oder -vätern hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erfahren. Auch hier gibt es ganz private Tageseltern, die meisten jedoch arbeiten zwar selbständig, sind aber bei den Jugendämtern registriert und unterliegen von dieser Seite auch einer gewissen Kontrolle. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen, auch ausgebildete Erzieherinnen oder Hochschulabsolventen sind darunter. Sie müssen sich aus- und weiterbilden, Jugendamtsmitarbeiter führen mit ihnen Gespräche und kommen auf Hausbesuch. Die Furcht vieler Eltern, dass eine Tagesmutter unprofessionell und unpädagogisch arbeiten könnte, ist so eigentlich relativ unbegründet.
Tageseltern können ihre Öffnungszeiten selbst festlegen, achten Sie bei der Auswahl darauf, ob sich das Angebot mit Ihren Erfordernissen deckt. Tageseltern betreuen maximal fünf Kinder. So kleine Gruppen sind für Kleinkinder ideal, da sie überschaubar sind und viel Kontakt zur erwachsenen Bezugsperson ermöglichen. Auch der familienähnliche Rahmen erinnert eher an zu Hause, ein weiteres Plus für sehr kleine Kinder. Tagesmütter arbeiten in ihrer Privatwohnung oder auch in angemieteten Extraräumen. Die Räumlichkeiten sind öfter etwas beengt und bieten weniger Bewegungsmöglichkeiten oder verschiedene Spielbereiche. Bei einer Tagesmutter hat Ihr Kind dafür größere Chancen, regelmäßig Spaziergänge zu machen oder einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Viele Tagesmütter sind sehr engagiert, manche kochen selbst und die meisten bieten vielfältige Aktivitäten und Erfahrungen an. Oft sind sie mit anderen Tagesmüttern vernetzt, so dass Ihr Kind noch andere Kinder und Erwachsene kennenlernen kann.
Die Beziehung zu einer Tagesmutter ist immer mehr wie die Beziehung zu einer Privatperson, mit allen Vor- und Nachteilen. Eine Krippenerzieherin tritt Ihnen meistens rein professionell gegenüber. Mit einer Tagesmutter können Sie durchaus auch persönlich befreundet sein, Sie werden mit ihr viel mehr und eingehender sprechen als mit einer Krippenerzieherin, sie kann Ihnen anbieten, Ihr Kind in einem Notfall außerhalb der Öffnungszeiten zu betreuen. Andererseits kann sich die Lösung von Konflikten schwieriger gestalten als in einer Tageseinrichtung.
Mit der gewählten Betreuungslösung müssen Sie und Ihr Kind sich wohlfühlen. Die Erinnerung an diese ersten Jahre schwindet, aber sie bilden doch die Basis für ein ganzes Leben; spätere Verhaltens- und Bindungsmuster, Einstellungen zur Welt, zum Leben und zum Lernen haben hier ihre Wurzeln.